Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage am Arbeitsmarkt und Maßnahmen für Jugendliche am 18. Jänner 2022.

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Kommende Woche steht erneut eine Demonstration einiger Schülerinnen und Schüler gegen die mündliche Matura in Corona-Zeiten an. Am Mittwoch will die Aktion kritischer SchülerInnen zwischen Heldenplatz, Kanzleramt und Bildungsministerium dagegen mobilmachen.

Die geplante Rückkehr der verpflichtenden mündlichen Matura hat bereits am vergangenen Dienstag zu Protesten an manchen Schulen geführt. Diverse Organisationen und einige Schulsprecherinnen und Schulsprecher hatten zu sogenannten Streiks aufgerufen – sie blieben also dem Unterricht fern. Nach Angaben der AHS-Direktoren handelte es sich dabei aber um ein "Randphänomen", wie die Nachrichtenagentur APA berichtet. An den meisten Schulen seien die Maturanten fast vollzählig anwesend gewesen.

Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) verteidigte in der "Zeit im Bild" am Sonntag das Vorhaben erneut. Sie trete weiterhin dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler die mündliche Matura machen müssten. In Zeiten wie diesen sei "Planungssicherheit das Wichtigste". Die Matura finde bekanntlich im Mai statt, die Bedingungen dafür seien klar. Man solle jungen Menschen "wieder etwas zutrauen". Die vergangenen beiden Jahre seien "extrem zach gewesen". Die Matura sei allerdings ein wichtiger Tag im Leben eines Menschen, an dem man zeigen könne, was man in den vergangenen zwölf, 13 Jahren gelernt habe.

ORF

"Wagen wir wieder Normalität und geben Jugendlichen die Chance, sich zu beweisen", sagte Plakolm im ORF-Interview. Sie erreichten außerdem Zusendungen der Abschlussklassen, in denen dafür plädiert werde, diese Chance nützen zu wollen. Auch Lehrlinge hätten in den vergangenen beiden Jahren herausfordernde Zeiten gehabt. "Da hat es auch keine Anpassungen bei der Lehrabschlussprüfung gegeben." Auch an den Unis habe es keine Erleichterungen gegeben. Es sei jungen Menschen zuzutrauen, dass sie am Ende ihrer Schullaufbahn auch eine mündliche Matura absolvieren.

Paket mit Förderungen und psychologischer Hilfe

Plakolm begrüße jede Form der Jugendbeteiligung, die Aktionen seien "definitiv" legitim. Von den 2.500 gewählten Schülervertreterinnen und -vetretern hätten allerdings nur 100 zum – informellen – Streik aufgerufen: "Das spricht für sich."

Plakolm, die zudem Bundesvorsitzende der Jungen Volkspartei ist, hatte bereits vergangene Woche angekündigt, noch im Jänner einen Plan präsentieren zu wollen, wie die mündliche Matura und die Wochen bis dahin auszusehen haben. Dieses Paket werde Erleichterungen bringen mit zusätzlichen Förderstunden und weiterer Vorbereitungszeit, kündigte sie am Sonntag an. Außerdem soll das Angebot für psychische Gesundheit verstärkt werden, mit zusätzlichen Angeboten von Psychologinnen und Psychologen an Schulen. Sie rief außerdem zum Impfen auf und verteidigte die vergangene Woche beschlossene Impfpflicht. Die Impfung sei "der Schlüssel zu unserer Freiheit", vor allem junge Menschen könnten dann schneller wieder reisen, miteinander feiern und ausgehen.

Plakolm an ihrem 25. Geburtstag.

Rückkehr der mündlichen Matura

In den vergangenen beiden Jahren war das Antreten zur mündlichen Matura pandemiebedingt freiwillig. Wer nicht antreten wollte, bekam in dem betreffenden Fach die Note der Abschlussklasse ins Maturazeugnis. Für heuer gibt es zwar ebenfalls diverse Erleichterungen, allerdings soll die mündliche Reifeprüfung wieder verpflichtend sein. Daran will Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) auch festhalten, wie er vergangene Woche nach einem Treffen mit der Bundesschülervertretung festhielt.

Unter anderen hatte die SPÖ-nahe Aktion kritischer SchülerInnen zu einem "Maturastreik" aufgerufen. Sie appellierte an die Schüler, regulär in die Schule zu kommen, aber für eine Stunde den Unterricht zu verlassen und sich vor den Schulen zu versammeln – mit dabei waren etwa ein Dutzend der rund 700 AHS und berufsbildenden höheren Schulen (BHS).

Darüber hinaus haben sich rund 100 Schulsprecherinnen und Schulsprecher um Mati Randow vom Gymnasium Rahlgasse in Wien zusammengeschlossen. Sie wollen neben einer freiwilligen mündlichen Matura generell Corona-sichere Schulen und mehr Beachtung der Probleme von Jugendlichen. Aktionen hat es ihm zufolge an rund 150 Schulen gegeben – zum Teil hätten sich Schülerinnen und Schüler in einer Stunde vor den Schulen versammelt, andere hätten ihren Sitzplatz mit dem Hashtag "#WirStreiken" versehen, wiederum andere seien nach einigen Unterrichtsstunden nach Hause gegangen, sagte Randow. (APA, red, 24.1.2022)